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Die Hofburg tanzt ... aber er kommt nicht voran

Die Hofburg tanzt ... aber er kommt nicht voran

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Der Film ist anlässlich von „HOFBURG BEWEGT – Tanz- und Performanceparcours in der österreichischen Präsidentschaftskanzlei“ (kuratiert von Sigrid Gareis/tqw sowie Chris Haring und Meinhard Rauchensteiner/Hofburg) am 8.6.2009 entstanden. Die Kulisse des Films bildet der Stiegenaufgang der Wiener Hofburg. Der Filmtitel erinnert an eine Bemerkung des belgischen Diplomaten de Ligne aus der Zeit des Wiener Kongresses (1814/15), der sinngemäß meinte: „Der Kongress tanzt, aber er kommt nicht voran.“ Außerdem handelt es sich um eine Art Remake des Musikfilms \"Der Kongress tanzt\" von Erik Charell (1931) bzw. von Franz Antels gleichnamigem Film aus dem Jahre 1955.
Zum Inhalt: Der Held versucht über die Stiege der Hofburg in die Präsidentschaftskanzlei zu gelangen, kommt aber nicht voran. Er versucht alles, schlüpft sogar in der Maske des Bundespräsidenten, doch vergebens! Er macht sich dabei zum Narren, zum Hofnarren, läuft neben der Staatsaktion her, kriecht, tut so, als kröche er und etabliert ganz nebenbei einen neuen Tanzstil, den eines Kröchers. Kröcher (von Konjunktiv für „kriechen“, „hineinkriechen“) statt Krocher (= Jugendtanzstil, abgeleitet von „krochen“, „krachen“, „hineinkrachen“)! Dabei verteilt er aus einem großen braunen Koffer Bierdosen an die zum Empfang des Bundespräsidenten Heinz Fischer Eilenden; dazu die Filmmusik von \"Der Kongress tanzt\" aus einem kleinen Fernseher, der am Deckel des Koffers angebracht ist.
Die Szenerie mündet schließlich in abenteuerlichen Bobfahrten über den roten Teppich des Treppenhauses der Wiener Hofburg ...

Weiterer Text zum Film (von Katharina Perschak):

Eine Stiege, ein Mann, ein Filmausschnitt, ein Koffer voller Bier. Mit wenigen Zutaten mixt Julius Deutschbauer einen explosiven Cocktail: Die Performance „Die Hofburg tanzt, aber er kommt nicht voran“ ist unterteilt in drei Kapitel, deren Titel mit Fortgang des Films immer kryptischer werden. Teilt der Künstler in „Gastfreundschaft“ noch Bier an die Vorbeigehenden aus, so sehen wir ihn in „Bodenarbeit“ bei Schwerstarbeit: Mit seinem Koffer versucht er sich die rote Hofburgstiege hinaufzuarbeiten, am Hintern, am Bauch. Je später der Abend und umso schöner die Gäste werden, desto heruntergekommener und erschöpfter wird Deutschbauer. Mit hochrotem Kopf und zum nie endenden Takt des Tanzfilms „Der Kongress tanzt“ von Franz Antel entfremdet er die Stiege zunehmend ihres Zweckes. Sie wird zum 3000er – nur wohin will Deutschbauer denn eigentlich? „Aber er kommt nicht voran“ ist vielleicht selbst ein Tanzfilm „gone wild“, das Ziel des Künstlers bleibt ebenso unklar wie das der vorbeigehenden Leute. Deren anfängliche Irritation schlägt zunehmend in Spaß und Lachanfälle um und gipfelt im letzten Kapitel „Präsenz“ darin, dass Damen in Abendrobe auf einem Bob die Stiegen hinunterrodeln. Die Burg ist gestürmt, die Stiege ist zurückerobert.